Der Notfallcontainer des Kölner Notfallverbundes

Der Kölner Notfallcontainer als Gemeinschaftsprojekt

Der Notfallverbund verfügte von Beginn an über eine Erstausstattung an Material und Schutzausrüstung für Rettungsteams, die mit Mitteln der Stadt Köln bereitgestellt wurden. In der Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr Köln, die diesen Aspekt des Kulturgutschutzes besonders ernst nimmt und intensiv mit den Gedächtnisinstitutionen kooperiert, entstand aber bald der Gedanke, dass für die Erstversorgung ein eigener „Abrollbehälter“ sinnvoll sein könnte, der im Katastrophenfall nicht nur zum Materialtransport dient, sondern auch als ein mit der erforderlichen Technik ausgestattetes, (fast) autarkes und witterungsunabhängiges Erstversorgungszentrum fungieren kann.

Diese ganz neue Idee wurde entwickelt, erste Vorschläge durch die Feuerwehr konkret weiterentwickelt. Somit konnten die Kosten geschätzt werden, die sich bei der Beschaffung des Abrollbehälters beim Sauerländer Spezialfahrzeugbauer Dünschede auf alles in allem ca. 140.000 Euro beliefen. Ein Eigenanteil der Mittel stand bei der Stadt Köln bereit, ein erfolgreicher Förderantrag bei der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) erbrachte weitere 40.000 Euro. Die teilnehmenden Institute außerhalb der Stadt Köln konnten gemeinsam noch einmal eine ähnliche Summe aufbringen und auch die Sparkasse KölnBonn beteiligte sich mit 10.000 Euro an den Projektkosten. Schließlich förderte der Landschaftsverband Rheinland die Ausstattung für die Notfalldokumentation noch einmal gesondert.

Auf dem Foto ist der Abrollvorgang des Notfallcontainer zu sehen.
Am Ende des Projekts steht die Präsentation

Das Produkt dieser gemeinsamen Anstrengung wurde in mehreren Gesprächsrunden ausdefiniert und trotz Pandemie Anfang Oktober 2020 pünktlich an den Notfallverbund ausgeliefert. Eine Pressevorstellung des Notfallcontainers durch Oberbürgermeisterin Henriette Reker, den Vorsitzenden des Notfall-verbundes, Dr. Ulrich Fischer, und Dr. Ursula Hartwieg von der KEK konnte noch am 7. Oktober 2020 erfolgen. Die für das darauffolgende Wochenende geplante öffentliche Vorstellung des Containers auf dem Kölner Heumarkt musste hingegen wegen der steigenden Inzidenzzahlen im Zuge der Corona-Pandemie abgesagt werden. Auch die geplante Vorstellung des Containers auf einer Fachtagung des Netzwerks KulturGut-Retter konnte nur noch digital erfolgen. Trotz der Beschränkungen durch die Pandemie wurde mittlerweile die Ausstattung des Abrollbehälters Kulturgutschutz vervollständigt. Damit steht nun in Köln eine ganz neue Form von „Rettungsmittel“ für den Kulturgutschutz bereit.

Auf dem Foto sind die Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Dr. Ulrich Fischer, Vorsitzender der Notfallverbundes im Jahr 2020 und Dr. Ursula Hartwieg von der KEK zu sehen, wie sie bei der Pressevorstellung des Notfallcontainer vor diesem stehen.

Bei Katastrophen und Notfallsituationen der Vergangenheit hat sich immer wieder gezeigt, wie wichtig eine zielgerichtete, schnelle und zentral organisierte Erstversorgung von geschädigtem Kulturgut ist. Der einzigartige Abrollbehälter Kulturgutschutz wird genau diesen Anforderungen bei plötzlich eintretenden Havarie-Szenarien gerecht. Noch nie war die Erstversorgung so schnell möglich wie mit diesem Notfallcontainer. Untergebracht ist er bei der städtischen Berufsfeuerwehr, die die technische Betreuung und Wartung übernimmt.
Tritt ein Notfall ein, kann der Container umgehend mit einem Lkw zum Einsatzort transportiert werden. Dort wird er an benötigter Stelle innerhalb weniger Minuten „abgerollt“ und ist soforteinsatzbereit

Was den Kölner Notfallcontainer besonders macht

Das Alleinstellungsmerkmal des Abrollbehälters ist eindeutig die Mehrfachfunktion, die er übernimmt, denn er ist Lagerraum und Arbeitsraum in einem. In ihm wird das gesamte notwendige Material aufbewahrt, das zur Einsatzstelle gebracht werden muss, und die notwendigen Geräte für die Erstversorgung sind bereits arbeitsergonomisch verbaut.

Auf dem Foto sind zwei Frauen bei der Arbeit im Notfallcontainer zu sehen.

Zur Ausstattung des Notfallcontainers gehören neben Wasser- und Abwasserleitungen auch eine Elektroverkabelung für Steckdosen, Licht und Geräte. Die Stromeinspeisung erfolgt wahlweise über ein festes Stromkabel von einem Hausanschluss oder über ein tragbares Notstromaggregat. Um die Strom- und Wasserversorgung kümmert sich die Feuerwehr am Ort des Geschehens. Des Weiteren sind Heizkörper installiert, die sich temperaturabhängig selbst regulieren. Der Container kann also zu jeder Jahres- und Tageszeit eingesetzt werden.

Der Arbeitsraum im Inneren des 6,00 x 2,40 m großen Containers ist speziell auf die konservatorische Bearbeitung von Kulturgut ausgelegt und bietet bei einer Erstversorgung Platz für bis zu sechs Personen. Das geborgene Kulturgut durchläuft im Container mehrere Arbeitsschritte. Zunächst erfolgt die Erfassung des Schadens mittels digitaler Dokumentationssysteme an Notebooks sowie die fotografische Dokumentation an der Reproanlage.

Das Foto zeigt die Dokumentationsstation im Notfallcontainer. Die Station ist mit Lampen und einem Kameraständer inclusive Kamera zur Dokumentation der geschädigten Objekte ausgestattet.

Anschließend kann direkt und ohne Zeitverzögerung mit der Vorreinigung und Aufbereitung verunreinigter Kulturgüter begonnen werden. Dafür sind Arbeitsplätze für die Trockenreinigung sowie Arbeitsbereiche mit Brausen und Wasserablaufsystemen für die Nassreinigung installiert. Durch Feuchtigkeit geschädigtes Kulturgut kann dann für das fachgerechte Einfrieren oder Luft trocknen vorbereitet werden. Dafür sind Halterungen für Einstretchfolie angebracht.

Das Foto zeigt die Einstrechtstation, an der ein Objekt mit Folie eingestretcht wird.

An den einzelnen Stationen kann parallel und ohne große Aufbauarbeiten zügig gearbeitet werden.

Das breite Einsatzspektrum und die große Flexibilität machen den Notfallcontainer zu einem wichtigen Baustein im Notfallmanagement. Mit dem Abrollbehälter Kulturgutschutz ist eine geeignete, sofort vor Ort einsetzbare Infrastruktur für die ersten Schritte einer konservatorischen Versorgung des geschädigten Kulturguts gegeben. Er ermöglicht schnelles und effizientes Handeln im Notfall. Somit wird der hohe zusätzliche Aufwand für die Planung und Einrichtung einer eigenen Infrastruktur für eine Notfallintervention minimiert.

Nächste Schritte für den Notfall

Das Historische Archiv wird in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr der Stadt Köln erste Schulungen im Umgang mit dem Notfallcontainer für die Mitglieder des Notfallverbunds organisieren. Somit trägt er aktiv zur Verbesserung der städtischen Notfallversorgung bei. Mit dem innovativen Ansatz eines flexiblen und vollständig ausgestatteten Notfalleinsatzfahrzeugs möchte der Notfallverbund Kölner Archive und Bibliotheken auch einen Beitrag zur Verbesserung des Katastro-phenschutzes auf nationaler und internationaler Ebene leisten. So fügt sich die Entwicklung des Notfallcontainers in Bestrebungen, den Schutz von einzigartigem Kulturgut als allgemeine Aufgabe zu verstehen, optimal ein.

Fischer, U. / Handke, L. (2021, Februar) Archiv-Notfallcontainer ist einmalig in Deutschland. Erste Hilfe für Kulturgüter. KEK-Portal. https://www.kek-spk.de/magazin/perspektiven/neue-ideen-fuer-den-notfall